operation: nocturne September 21, 2012
für 6 Klaviere, 6 Lautsprecher und 6 pinke Plüschpudel
Uraufführung: OÖ Kulturquartier 2012
1.
„Einen geliebten Menschen zu verlieren bedeutet, sich ebendiesen selbst einzuverleiben, ihn in sich selbst fortzusetzen, seine Wesenszüge also mit den eigenen verschmelzen zu lassen und den Menschen wie auch die Liebe zu ihm durch dieses gleichsam magische Ritual aufrechtzuerhalten, in sich selbst zu beherbergen. Die Liebe hat sich so durch ihre Flucht ins ich der Aufhebung entzogen.
Dieser Prozess heißt Melancholie.“
(Siegmund Freud)
2.
Ich möchte du sein.
Das ist die plastische Operation schlechthin.
Ein Gesicht ist nur eine Schichte.
Die kann man sich überziehn, wenn man will.
Dafür unterzieht man sich davor einzelnen Schönheitsoperationen. Du verstehst.
Ohnehin bin ich nur Schausteller, stelle etwas aus, was hinter den Masken nicht zu finden ist. Was macht da schon so ein Gesicht.
Ich möchte nicht ich sein.
Ich möchte gleich sein mit dir.
Liberace.
3.
Sagen wir: Auf wolligen Füßen.
Sagen wir: Trippel Tanz der Finger Spitzchen.
Sagen wir: Schaum Rollen Wellen Herz Haar.
Sagen wir: Nerz.
Sagen wir: Weiß und pink.
Sagen wir: Pastell Rosa Krepp Kragen.
Sagen wir: Spitzen, Strapse, Knabenhintern.
Sagen wir: HIV positiv.
Sagen wir: Wunderkind in Wonderland.
Sagen wir: Weiß auch nicht weiter.
Sagen wir: Doppelgesicht.
Sagen wir: Himmel aus Flamingos, Skyscrapers, into the flames.
Sagen wir: Make- Up, Goldkettchen, anderer Kram.
Sagen wir: Teure Autos, Glitzerflügelchen, Zurechtgeschminkte Verdrängung.
Sagen wir: Kitsch und Komerz.
Sagen wir: Will nicht sterben.
Sagen wir: Hat ein Hängeherz und karo- gemusterte Stützstrümpfe.
Sagen wir: Amerika hilft auch nicht gegen Aids.