vogelglück (S. Fischer- Verlag) November 24, 2010
Stückbeschreibung von Friederike Emmerling
Das Stück entstand im Rahmen des Stück- für- Stücke- Lehrgangs im Schauspielhaus Wien
Das Vogerl ist ein merkwürdiges Wesen. Halb Frau, halb Vogel, ganz sexy gefedertes Kindchenschema. Und das Vogerl im Wohnzimmer und dann noch die Mutter und ihr Kind, die leben zusammen. Und das Kind ist mit dem Leben recht zufrieden. Die Mutter wirkt schon eher etwas ferngesteuert, vielleicht hängt das zusammen mit dem Tod der Ida, die doch auch mal ihre Tochter war… Aber das Leben geht weiter und das Kind geht in die Schule und die Mutter geht ins Wohnzimmer und sieht ein wenig fern. So sieht das Leben aus und eigentlich könnt es so auch weitergehn. Wenn da nicht das Vogerl wär mit seinem „Tschiwitsch Ichida“. Und die Mutter kann doch den Namen Ida nicht mehr hörn und dreht dem Tier den Hals herum. Tot ist`s dann. Und das Kind ganz traurig. Auch der Präpärator kann`s nicht aufmuntern. Der stopft das Vogerl aus, damit`s lebendig wirkt. Fast wie früher. Die Mutter versucht zu trösten: „Das Glück ist ein Vogerl. Wir habn das Glück ausgestopft.“ Aber dieses Glück macht irgendwie nicht glücklich. Zumal’s auch noch die Ida war, die in dem Vogelleibchen steckte. Wo bleibt da die Hoffnung? Oder bleibt am Ende nur die Vogelmutter mit dem Titel „Queen of the Biomacht“?
Sophie Reyer nähert sich der Hoffnungslosigkeit von der absurden Seite. Wenn die Zukunft allzu düster scheint, verhilft der Präparator dem Mensch zum optimalen Sein, nämlich zum mechanischen. Und da die Mechanik keinen Schmerz mehr kennt, ist vielleicht das Glück dann doch wieder präsent? In den Stücken der jungen Österreicherin führt alles ein Eigenleben. Und während der Mensch sich hier immer weiter verhärtet, emanzipieren sich die Puppen vom Gesagten und die Vögel vom Gefertigten. Schräg und unbeschränkt bedient sich Sophie Reyer des Surrealen. Sprache und Worte geben den musikalischen Takt ihres Stücks vor, welches sich, befreit von kleinfamiliärem Realismus, auf eine äußerst skurrile Suche nach der Sinnhaftigkeit des Mutter-Menschdaseins begibt.
Uraufführung: 14. April 2016 im Theater Pygmalion
Es spielen:
Marius Grabher | Präparator
Katharina Kos | Kind
Verena Punz | Mutter
Josefine Reich | Vogerl
Regie: Josefine Reich
Regieassistenz: Maria Gladitsch
Bühnenbild: Sarah Brait
Technik: Bernhard Mayr