: Queen of the Biomacht (ein Rhizom) February 7, 2015

: Versuch einer Dissertation mit Folgen

In meinem Biomacht- Zyklus „vogelglück- baumleberliebe- Skyborg- an meinen Haaren möcht ́ ich sterben- Alien Attack- Queensland“ habe ich mich mit dem Begriff der Biomacht auseinander gesetzt.
 Meine Herangehensweise ist eine, die an den Rändern „ausfranst“. Ich selbst sehe meine Texte als Partituren; die Figuren sind keine im herkömmlichen Sinne voneinander abgegrenzten Wesen, vielmehr sind es miteinander verwobene Stimmen, die- ähnlich wie im psychologischen Märchen- als unterschiedliche Entitäten ein und derselben Lebensform gelesen werden können. Jacques Rancière schreibt in „der emanzipierte Zuschauer“ über Godard, dass dieser, indem er die Elemente der Geschichte von ihr trennt und sie isoliert, ein Kino schafft, das es nicht gegeben hat. Die Technik der Videomontage dient hier als Mittel. Auf dem Videobildschirm konstruiert Godard mittels Videomontage Kino. Das Verhältnis einer Kunst über ein anderes Medium ist etwas, in dem Rancière die Zukunft sieht. Texte können Partituren sein. Die neuen Techniken bieten unendliche Möglichkeiten von Metamorphosen und Verbindungen zwischen den Bereichen. Neue sinnliche Möglichkeiten werden erweckt. Ein Denken jenseits herkömmlicher (Bio)machtstrukturen kann ermöglicht werden.

Als Basis der Materialgenerierung dient jedoch nicht nur der Biomacht- Diskurs sondern auch die Metamorphosen von Ovid. In “Vogelglück” und “Krieg der Käfer” geht es ausschließlich um das Prinzip der Verwandlung. In “Baumleberliebe” und “Holzzeitstag” wird der Daphne- Mythos neu bearbeitet, während “Skyborg” die Geschichte von Ikaros auf eine neue Art und Weise zu erzählen versucht , “Queenlands Ende” den Amazonen- Stoff neu aufnimmt, “an meinen Haaren möchte ich sterben” die verschiedenen Weltzeitalter sowie den Ibis- Mythos zum Thema hat und “Alien Attack” die Sage Europas auf andere Art und Weise erzählt erzählt.

Die Dialoge und Monologe sind musikalischen gearbeitet, folgen ähnlich der Lyrik genau so stark einer lautlichen Struktur wie einem semantischen Inhalt. Insofern stellt sich auch eine große Nähe zum Musiktheater des 20. und 21. Jahrhunderts her. Auch der Körper spielt eine besondere Rolle in meinen Arbeiten. Er ist das Schlachtfeld, auf dem die Kämpfe der Individuen ausgetragen werden. Was die Figuren nicht mit Worten sagen, das drückt sich auf der Ebene der Physis umso vehementer aus: Eine absolute Isolation innerhalb der eigenen Grenzen, eine Art Inkorporation der „Queen of the Biomacht“, einer Macht, der man nicht widerstehen kann, da sie sich einem längst verinnerlicht hat wie eine Larve und sie einen von Innen nach Außen mehr und mehr auffrisst.